Der Philippus-Fries

Das Relief wurde 1977 von Prof. Eberhard Linke, Mainz, gestaltet. Die Länge des Frieses ist gegliedert durch den rhythmischen Wechsel erhabener und flacher Reliefteile aus gebranntem Ton. Linke schildert mit bekannten Bildern aus dem Neuen Testament den Weg Jesu bis zum Kreuz.


Der erste Abschnitt zeigt Philippus (Joh 1,43)
Er weist seinen Freund Nathanael auf Jesus, denn Nathanael sucht Frieden mit sich selbst, mit dem Leben, mit Gott. Doch er misstraut dem Bericht über Jesus und bezweifelt, dass Jesus sein Sehnen erfüllen kann: „Was kann schon aus Nazareth Gutes kommen?“ Der überdimensionale Zeigefinger des Philippus betont die Einladung an den Freund Nathanael „Komm und sieh!“

Jesus predigend in Galiläa
Galiläa liegt im Norden von Palästina. Es ist die Heimat von Jesus. In Nazareth ist er aufgewachsen. Die meisten seiner Jünger sind Galiläer. Mit ihnen zieht er predigend durch das Land. Überall sammeln sich Menschen, um seine Botschaft zu hören. Von hier breitet sich die christliche Lehre aus. Hier gibt Jesus seinen Jüngern den Auftrag: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ (Matth. 28,19).

 

Auf Philippus folgt diesmal Zachäus (Lk 19,1-10)
Zachäus war Oberzöllner an einer verkehrsreichen Zollstation in Jericho.Die Zöllner hatten von der römischen Besatzungsmacht Zölle gepachtet. Dabei setzen sie die Zölle oft zum eigenen Vorteil fest. Sie waren beim Volk unbeliebt und wurden mit „Sündern“ gleichgestellt. Der Umgang mit ihnen war ein Ärgernis. – Zeichen besonderer Barmherzigkeit ist es daher, dass Jesus bei Zachäus einkehrt.

Jesu Einzug in Jerusalem (Lk 19,28-40)
Die neutestamentliche Schilderung des Geschehens greift zurück auf alttestamentliche Verheißungen: Wir sehen Jesus auf einem Esel reiten. – Der Esel gilt als Symbol für Sanftmut und charakterisiert Jesus als kommenden Friedensboten und Heilsbringer. – Die Menschen jubeln Jesus zu, sie bereiten ihm einen königlichen Empfang. Sie schwenken Palmwedel als symbolisches Siegeszeichen und breiten ihre Kleider als Teppich vor ihm aus. Sie sind wie Jesus und seine Jünger nach Jerusalem gekommen, um miteinander das Passahfest zu feiern.


Jesus in Jerusalem

Der hier abgebildete Vordergrundabschnitt bildet die Brücke zwischen Jesu Einzug in Jerusalem und seiner Gefangennahme. Die beiden linken Männer beobachten den Einzug Jesus je auf ihre Weise. Der eine zeigt im Geschichtsausdruck Neugierde und Anteilnahme. Er legt seine Hand ans Ohr. Er möchte nicht nur sehen, sondern auch hören, was da gesagt wird. Der Mann neben ihm wirkt dagegen weniger vom Geschehen ergriffen und verhält sich abwartend. Die anderen Menschen bilden eine Gruppe für sich. Sie klammern sich ängstlich aneinander; sie können die Verhaftung Jesus nicht fassen. Ein Jünger hat ihn verraten. Trauer steht in ihren Gesichtern.

Die Gefangennahme Jesu (Lk 22,47-53)
Ein Knecht der Hohenpriester bindet Jesus Hände. Dicht neben Jesus steht Judas, der Verräter. Er küsst Jesus auf die Wange als Erkennungszeichen. „Welchen ich küssen werde, der ist’s, den ergreift“ (Matth. 26,48).Im Hintergrund drängen sich zahlreiche Menschen, bewaffnete Knechte und Soldaten der Römer. Ihnen hatte Judas gezeigt, wo sie Jesus fänden, um ihn abzuführen. Jesus wirkt gelassen, er wehrt sich nicht – scheinbar ein Bild der Schwäche.

 

Petrus (Lk 22,54-62)
Diesmal ist Petrus die Hauptfigur unseres Friesausschnittes. Petrus war Fischer am See Genezareth und wurde zu einem der ersten Jünger Jesu. Bald nahm er neben Johannes eine besondere Vertrauensstellung ein. Später, nach Jesu Tod und Auferstehung, gehörte Petrus zur Führung der christlichen Gemeinde in Jerusalem.

 

Diskussion mit Schriftgelehrten und Pharisäern
Auf unserem Friesausschnitt diskutieren zwei Männer lebhaft, sie vertreten die Gruppen der Pharisäer und der Schriftgelehrten. Andere hören ihnen zu.

 

Die Geißelung Jesu (Mt 27,27-30)
Nachdem Herodes Antipas Jesus verhört hatte, wurde Jesu vor den römischen Statthalter Pilatus gebracht. Der entschloss sich, Jesus kreuzigen zu lassen, denn Jesus hatte behauptet, dass er Christus, der Sohn Gottes sei. Seine Anhänger sahen in ihm den erwarteten Messias.

 

Kreuzigung Jesu (LK 23,33-49)
Die Kreuzigung bildet den letzten Abschnitt vom Leidensweg Jesu, In die Darstellung ragt der zu Boden gestürzte Stephanus, dessen Steinigung den Abschluss des Reliefs bildet.

Drei Kreuze auf Golgatha. – In der Mitte der mit dicken Nägeln an ein gespaltenes Kreuz geschlagene Jesus. Rechts und links von ihm hängen an kleineren Kreuzen zwei zum Tode verurteilte Verbrecher. Der rechte wendet Jesus seinen Rücken zu. Damit zeigt er seine Verachtung. Er spottet: „Bist du nicht der Christus? Dann hilf dir selbst und uns.“ Der andere aber sieht zu Jesus hin und bittet: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Über dem kreuz Jesus die vom Pilatus lateinisch verfasste Inschrift: INRI – Jesus Nazarenus, Rex Judaeorum. (Jesus von Nazareth, König der Juden). Zu Füßen Jesu zwei seiner Anhängerinnen, die ihm bis Golgatha gefolgt sind. Die eine breitet klagend ihre Arme aus, die andere umklammert seine Beine, als wolle sie ihn zurückhalten. Beide Frauen können die Hinrichtung nicht fassen. Ihr geliebter Jesus soll sterben. – Der Spalt des Kreuzes weist wie der Blick Jesu nach oben und deutet hin auf die Auferstehung. Das Opfer Jesu nimmt dem Tod die Endgültigkeit und bricht das Kreuz auf.

 

Steinigung des Stephanus (Apg 7,54-60)

Sie ist eng verknüpft mit der Kreuzigung Jesu. Das macht die Darstellung ganz deutlich, denn die Steinigung geschieht vor dem Hintergrund der Kreuzigung Jesu. Der im Vordergrund zu Boden gestürzte Stephanus weist mit seinem gebundenen Händen auf den Gekreuzigten, für dessen Lehre er sich mutig eingesetzt hat und für den er bereit ist, sein Leben zu lassen.