Nachrichten und Nachdenkliches

Selbstreformation – Eine Andacht

Von der Freiheit, anders werden zu können


So hatte sich das der Mann auf der Couch vermutlich nicht vorgestellt. Er hat einen Termin beim Therapeuten. Vermutlich fühlt er sich unwohl, warum auch immer. Also sucht er einen Rat fürs Leben. Und wir sehen, welchen Rat er bekommt: In Ihrem Fall sage ich: Sie müssen endlich anfangen, vor sich selbst davonzulaufen. Dabei wollte der Mann auf der Couch doch gerade zu sich kommen …
Ein schwieriger von Jesus sagt etwas Ähnliches. Eines Tages wird im Kreis der Jünger wieder über Freiheit, Leben und Glauben gesprochen. Da sagt Jesus wie nebenbei: Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. Da wird das Gesicht der Jünger ähnlich verwirrt gewesen sein wie das des Mannes auf der Couch.

In dieser Jahreshälfte könnte man frei nach Luther „Selbstreformation“ nennen.
Es ist so hilfreich, gelegentlich von sich wegzugehen und sich zu fragen: Will ich das alles? Und will ich es so?
Das geschieht in letzter Zeit coronabedingt öfter als sonst. Die Krise zwingt uns persönlich, als Kirchengemeinde und als Gesellschaft, Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Die viel beschworene „neue Realität“ muss immer wieder mühsam gefunden und erprobt werden.

Wir müssen und wir können uns selbst reformieren. In Philippus erkenne ich immer wieder Bereitschaft und Kreativität, die allen Anstrengungen trotzt. Und Gott sei dank schaffen wir es immer wieder uns neu zu erfinden. Da ist es das Jesuswort in unserem Gemeindealltag: Indem wir Vertrautes loslassen, gewinnen wir erst an lebendigen Gemeindeleben.

Gott hat uns die Freiheit geschenkt. Freiheit heißt nicht, dass immer alles bleibt wie es war, Freiheit heißt nicht, dass wir immer so bleiben wie wir sind. Freiheit heißt, anders werden zu können. Mit Gottes Hilfe.