Ich kenne zwei kleine, quirlige Mädchen, die jedes Mal, wenn sie mich sehen, fragen, ob ich ihnen etwas mitgebracht habe. Sie schauen mich immer wieder aufs Neue hoffnungsvoll an, obwohl ich meistens verneine. Manchmal habe ich eine Kleinigkeit dabei, Stifte oder ein Jo-Jo. Aber ihr größter Wunsch gilt Barbies. Allein, wenn sie das Wort aussprechen, beginnen ihre Augen zu leuchten. Barbies sind für sie so unerreichbar und begehrt wie nichts anderes. Ihre Mutter bemüht sich zwar nach Kräften, sie mit allem Notwendigen zu versorgen, aber Barbies gehören nicht dazu. Vielleicht zum Geburtstag. Jetzt gibt es Wichtigeres und sie hat nicht nur allein für diese beiden Kleinen zu sorgen, sondern auch für die Älteren, die in Nigeria zurückgeblieben sind. Anders gesagt – das Geld reicht nie. Die Kraft und die Zeit, alles zu bewältigen, oft auch nicht. Also fragte ich in unserer Nachbarschaft, ob vielleicht jemand noch Barbies übrig hat. Es meldete sich eine Frau aus der Nähe, ich könne gerne vorbeikommen. Als ich zum verabredeten Zeitpunkt vor dem kleinen Haus stand, öffnete eine gutaussehende Frau die Tür. Ihr Lachen war hinreißend, ihre Herzlichkeit traf mich unvorbereitet. Alles in ihrem Zuhause strahlte mit einer gewissen Gelassenheit Wohlstand und Geschmack aus. Sie hatte eine Fülle an Barbies samt Zubehör vorbereitet, mit Cabrio, Kutsche und Pferden – ein Barbie-Märchen! Sie meinte, sie wäre froh, wenn ich alles mitnähme. Ihre Tochter, schüchtern und an der Schwelle zur Jugend, trat ins Zimmer und blieb stumm lächelnd bei uns stehen. Ich erzählte ein bisschen, wo diese Spielsachen landen und wen sie damit glücklich machen würden, auch, dass manche Wünsche ja nicht immer in Erfüllung gehen können oder müssen, dass ich in diesem Fall aber gerne die Überbringerin einer Überraschung bin. „Wissen Sie“, sagte die Frau, „das einzige Spielzeug, das ich in meiner Kindheit hatte, war ein kleines Playmobilmännchen. Eins! Das war mein Schatz. Mein Cousin hatte es mir geschenkt, weil es rot war, das mochte er nicht. Und ich liebte es so! Dieses Püppchen war mein Ein und Alles, ich machte ihm Kleider, ich baute ihm ein Bett, es war immer bei mir. Und mehr brauchte ich all die Jahre nicht. Es gab nichts anderes und ich fragte auch nicht danach.“
In mir wurde es ganz still. In Gedanken verneigte ich mich vor dieser Frau und ihrer Geschichte. Am liebsten hätte ich sie umarmt. „Sie schenken so viel mehr als Spielzeug“, sagte ich stattdessen. Und ging, reich beschenkt, um es weiterzugeben.